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Interview mit Julian Ehehalt

Trickfilmnetzwerk: Julian Ehehalt im Interview

Kinomobil Julian Ehehalt kümmert sich beim Kinomobil als Projektleiter um das Trickfilmnetzwerk.
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    Wege in die Trickfilmarbeit und ihre pädagogischen Stärken
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    Kinder, Kreativität und Gewalt
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    Schulungen für Trickfilm-Multiplikatoren
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    Ein Netzwerk entsteht

Wege in die Trickfilmarbeit und ihre pädagogischen Stärken

Julian, wie war dein beruflicher Werdegang? Wie bist du zur Trickfilmarbeit gekommen?

Ich habe an der pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg "Kultur- und Medienbildung" mit den Schwerpunkten "Film, Digitale Medien und Musik" studiert. Anfangs habe ich mich mehr für das Thema Radio interessiert und wollte Radiosprecher werden, der Film und die Möglichkeiten mit bewegten Bildern zu arbeiten hat mich aber von Anfang an begeistert. "Die Ästhetik der Angst" lautete beispielsweise der Name eines Horrorfilm-Seminars, bei dem wir einen eigenen Film drehen mussten. Ich war sofort total begeistert. Auf der Suche nach einem studentischen Nebenverdienst, habe ich gemerkt, dass Regale einräumen oder bei Stiehl am Band Kettensägen zusammen schrauben mir nicht so entspricht und ich lieber etwas entsprechend meiner Fachrichtung machen möchte. Beim Kinomobil habe ich dann als studentischer Filmvorführer angefangen, bin mit dem Bus im Ländle zu den Gemeinden gefahren und hab Filme vorgeführt. Außerdem habe ich mich um medienpädagogische Begleitaktionen für das Kinderprogramm gekümmert. Das hat mir sehr gut gefallen. Im Sommer hat das Kinomobil mit der Förderung der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) im Rahmen des Projektes "Vom Skizzenblock auf die Kinoleinwand" Trickfilmwochen organisiert. Bei diesem Projekt werden mit Kindern eine Woche lang eigene Trickfilme produziert und beim abschließenden Trickfilmfest den Eltern und der Gemeinde präsentiert. In meinem Projektsemester habe ich ein Workshop-Konzept für das Jugendhaus Villa Roller in Waiblingen erstellt und eine Trickfilm-AG zusammen mit einer Hauptschule angeboten. Gemeinsam mit den Kindern haben wir eine Trickbox gebaut und Trickfilme produziert. Dabei und bei vielen anderen Workshops konnte ich weitere Erfahrungen sammeln. Nach meinem Studium kam dann die Anfrage vom Kinomobil, das Pilotprojekt „Trickfilmnetzwerk Baden-Württemberg“, das von der LFK initiiert wurde und finanziell gefördert wird, aufzubauen.

Was gehört beim Kinomobil hauptsächlich zu deinen Aufgaben?

Das Trickfilmnetzwerk richtet sich an außerschulische Einrichtungen, deren Mitarbeiter als Multiplikatoren für die Trickfilmarbeit agieren und selbstständig Angebote durchführen sollen. Nach unseren Multiplikatorenschulungen realisieren die Teilnehmer eigene Trickfilmprojekte für ihre Zielgruppe. Dabei werden sie von uns unterstützt.

Zu meinen Hauptaufgaben gehören die finanzielle Planung der benötigten Fördermittel, die Organisation der verschiedenen Maßnahmen und natürlich die Kontaktpflege. Anfangs habe ich  Gemeinden und Institutionen angesprochen, für die das neue Projekt interessant sein könnte. Darunter waren Schulsozialarbeiter, Bibliotheken, Jugendkunstschulen, Volkshochschulen, Jugendreferate und Stadtjugendringe. Ich hatte aber beispielsweise auch Kontakt mit Seniorenclubs. Ich kümmere mich außerdem um die Planung und Koordination unserer Schulungen und der Praxisprojekte, die Betreuung der Referenten, die Homepage und um die Erstellung unserer Materialien, die wir kostenlos zur Verfügung stellen(www.kinomobil-bw.de/materialien). Das alles geschieht immer in enger Abstimmung mit der LFK. Neben meiner Tätigkeit als Projektleiter bin ich für das Projekt Ohrenspitzer und das Schüler-Medienmentoren-Programm als Referent tätig.

Was macht die Trickfilmarbeit pädagogisch so wertvoll?

Dass sie so offen ist! Man kann alles machen. Wir arbeite zwar viel mit der Trickbox, Trickfilme können aber auch mitten in einem Raum mit animierten Menschen entstehen, indem man mit der Stop-Trick-Technik arbeitet (Stichwort Pixilation). Animation, also das zum Leben erwecken von Gegenständen und Zeichnungen ist sowas von vielfältig. "Die Grenzen von Trickfilm enden an der eigenen Kreativität" sagt ein schönes Zitat. Deshalb ist Trickfilm pädagogisch so interessant, weil jeder etwas entsprechend seiner Phantasie und der vorhandenen Mittel produzieren kann. Jeder kann sich ein Thema auswählen und einen Film daraus machen. Diesen Ansatz und diese Freiheit möchten wir bei der Trickfilmarbeit vermitteln.

Was beeinflusst die Ergebnisse der Trickfilmarbeit am meisten?

Bei den Filmen, die entstehen, ist das je nach Altersgruppe verschieden. Die Ergebnisse hängen stark davon ab, wie viel Input man vorgibt und wie groß die Vorerfahrungen der Teilnehmer sind. Auch ist relevant, ob man ein bestimmtes Thema voraussetzt oder sagt: "Ihr könnt ein Thema eurer Wahl bearbeiten, mit zwei Haupt-Charakteren an zwei Schauplätzen." Mit den typischen W-Fragen kann einiges gesteuert werden und dann merkt man, wie das bei den Kindern Klick macht. Das hängt von ihrem Vorstellungsvermögen und ihrer medialen Prägung ab. Davon, was sie entdecken und wie sie die Möglichkeiten filmischer Gestaltung begreifen lernen. Wenn sie also merken, wie man mit den verschiedenen Darstellungsarten spielen kann und sich in die Vorbereitungen für ihren Film stürzen. Das Ziel des Trickfilmnetzwerks ist es, den Multiplikatoren einen Blick für die Projektarbeit zu geben und sie bei der Konzeption eigener Projekte für ihre Zielgruppe zu unterstützen und zu begleiten. Durch den Spaß am Experimentieren fangen die meisten sofort Feuer.

Kinder, Kreativität und Gewalt

Was für Themen gebt ihr den Kindern denn vor?

Wichtig ist, immer stark auf die Bedürfnisse der Kinder einzugehen. Bei der Ideenfindung, der kreativen Arbeit, merkt man sofort, in welche Richtung man sich entwickelt. Hier muss der Multiplikator darauf achten, die Kinder zwar in die richtige Richtung zu leiten, ihnen aber nicht zu viel vorzugeben, damit diese Ihrer Fantasie freien Lauf lassen können. Meist wissen die Trickfilmer recht schnell, welches Thema sie bearbeiten möchten. Die Gestaltungsmöglichkeiten eines Films ergeben sich dabei auch oft durch den Veranstaltungsort und die zur Verfügung gestellten Materialien. So bieten etwa Bibliotheken jede Menge Möglichkeiten, sich mit Geschichten und den Medien selbst auseinander zu setzen und in einem Film zu verarbeiten. Es ist wichtig, einen entsprechenden Rahmen für ein Trickfilm-Projekt zu schaffen und sich nicht nur darauf zu konzentrieren, was vor der Kamera passiert.

Im Rahmen der Suchtprävention habe ich einmal einen Workshop betreut, bei dem die Prämisse war, etwas zum Thema "Sucht im Alltag" zu machen. Die Jugendlichen sind damit recht selbstständig umgegangen. Die haben das Thema Fresssucht mit ganz einfachen Lego-Männchen gefilmt und sich bei den Kameraeinstellungen richtig Mühe gegeben. Den Film zeige ich ganz gern, weil er einfach gestaltet ist, aber dieses ernste Thema mit viel Witz und guten Ideen bearbeitet. Das hat mich total beeindruckt.

Auf was für Ideen kommen die Kinder so?

Beim eben genannten Suchtfilm "Mike fühlt sich schlecht" sieht man, wie Mike seine Bulimie entwickelt. Das waren Siebtklässler, die sehr erwachsen gedacht haben und auch schon einiges an filmischer Erfahrung besitzen. Bei manchen Kindern sprudelt die Phantasie so über, dass sie gar nicht wissen, womit sie anfangen sollen. Die begreifen erst einmal, was sie theoretisch alles mit dem Medium Trickfilm machen und ihre Phantasie voll ausleben können. Da sind dann oft Weltraum- oder Zauberei-Geschichten dabei. Dinge erscheinen aus dem Nichts und es ist alles strahlt in den buntesten Farben. Das lässt sich mit Trickfilm natürlich ausgezeichnet darstellen. Auch ist es oft sehr naturverbunden. Tiere, Pflanzen und Elemente spielen eine große Rolle. Wenn Star-Wars-Lego angesagt ist, dann wird beim großen Showdown gezeigt, wie in der Lava jemand verbrennt. Gewalt gehört auch zu Trickfilmen dazu. Ob Mädchen oder Jungen, es ist meistens sehr action-geladen.

Wie weit prägen denn mediale Vorerfahrungen die Trickfilme der Kinder?

Star-Wars-Lego etwa, hat bei Jungs lange Zeit eine große Rolle gespielt, das kommt aber immer ganz darauf an. Die Kinder mischen die Bilder aus Film und Fernsehen mit ihrer eigenen Fantasie und erfinden teils komplett neue Geschichten. Man merkt natürlich dass sie ab dem Alter von fünf bis sechs Jahren stark vom Fernsehen geprägt sind und das in jedem Haushalt quer durch die sozialen Schichten. Oft wollen Kinder sehr viel in die Filme reinpacken. Ich finde, das merkt man daran, dass Zeichentrickfilme heutzutage von der Abfolge der Bilder her sehr schnell erzählt werden. Man muss nur aufpassen, dass die Kinder sich beim Trickfilm dann nicht verzetteln. Bei unseren Multiplikatorenschulungen achten wir bei der Vorproduktion auf die schrittweise Erstellung eines Storyboards, das alle Handlungsschritte zusammenfasst.   Daran können unsere Teilnehmer den Kindern und Jugendlichen dann erklären, dass man langsam und klar verständlich erzählen kann, anstatt viele Sequenzen aneinander zu reihen. Bei Jungs explodiert natürlich viel. Das war aber immer so, wie früher bei den Räuber-und-Gendarm-Spielen.

Wie werden denn die Motive ausgewählt, die in eure Trickfilmbox reinkommen?

Die Wahl der Motive geschieht, nachdem das Gerüst für eine Geschichte steht und man sich mit dem Storyboard beschäftigt. Die Kinder müssen vor allem bei der filmischen Darstellung unterstützt werden. Wie die Charaktere und Kulissen gestaltet werden sollen, wissen sie recht schnell. Die Aufgabe des Betreuer ist es, die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen und die Kinder zu unterstützen, wenn diese gerade nicht weiterkommen. Die ganze Gestaltung ist toll für die Gruppe und läuft immer basisdemokratisch ab. Wir geben unseren Multiplikatoren einige Beispiele an die Hand, welche Darstellungsmöglichkeiten es gibt und besprechen mit Ihnen den klassischen Ablauf einer Trickfilmproduktion. Dadurch können sie bei ihren Angeboten auf ihre Zielgruppe eingehen und sich gut vorbereiten.

Das rote Männchen hier in der Box ist das Projektlogo des Trickfilmnetzwerks. Außerdem habe ich noch andere gebastelte Sachen aus Workshops dazu gelegt, um zu zeigen, was in den Trickfilmprojekten so entsteht. Kinder orientieren sich bei der Auswahl der Motive stark an ihrer Alltagswelt. Ein Haus hat dann halt einen spitzen Giebel mit rotem Dach, einen Schornstein und die typischen Zargen. Meist werden als Motive bunt gestaltete Männchen verwendet. Es sind aber selten ganz abstrakte Motive. Fantasie-Wesen wie Aliens oder Märchenwesen werden natürlich auch erschaffen. Wir haben hier auch ein Einhorn liegen, das hat ein Mädchen mitgebracht. Daran erkennt man schon geschlechter-spezifische Vorlieben. Jungs haben meist Roboter, die kräftig und grimmig wirken. Da ist Technik im allgemeinen interessant. Bei den Mädchen sind es oft schöne Prinzessinnen oder Pferde. Mit Hilfe dieser Figuren verarbeiten die Kinder Rollenbilder. Es ist aber dennoch beeindruckend wie bei Jungs und Mädchen gleichermaßen Gewalt eine Rolle spielt. Es wird dann jemand vergiftet und das Thema "Tod" spielt durchaus eine Rolle. Mit dem Medium "Trickfilm" verarbeiten die das freier. Bis zu einem bestimmten Grad ist das auch gut so.

Wo würdest du "Nein" sagen?

Wenn zum Beispiel jemand geköpft werden soll und es einfach schaurig wird. Ich sage immer dann "Nein", wenn Gewalt keinen Sinn macht. Unnötige Gewalt, die für die Handlung nicht wichtig ist. Ein bestimmtes Maß lässt sich aber nicht vermeiden und kann für das Gesamtergebnis dienlich sein. Wenn man also zeigen will, das Gewalt inklusive verbaler Gewalt keine Lösung ist. Es sollte aber nicht "schrecklich" sein.

Wie gestaltet ihr denn bei den Trickfilmen das Hörerlebnis?

Die Tonebene ist natürlich extrem wichtig und neben den aufgenommenen Bildern ein eigenes Universum für sich. Gerade den Einsteigern empfehlen wir aber, sich zunächst auf die bildliche Darstellung zu konzentrieren und anfangs bei einfach gestalteten Tonspuren zu bleiben, um sich nicht zu verzetteln. Später kann man dann immer weiter daran feilen. Trotzdem zeigen wir den Multiplikatoren natürlich, wie man mit einfachen Mitteln die richtige Atmosphäre beim Film erzeugen kann und spielerisch Geräusche, Dialoge und Musik aufnimmt. Man muss dann oft darauf achten, ein Ende zu finden, weil einem immer mehr Details auffallen,

Toll ist es zum Beispiel, wenn Kinder ihre eigenen Instrumente mitbringen und was vorspielen, ein paar Akkorde auf der Gitarre oder eine Melodie auf der Flöte. Schön ist auch, wenn die Kinder Jagd auf die richtigen Geräusche machen. Wenn sie Autos brauchen, dann laufen sie denen mit dem Mikro an der Straße hinterher. Bei einer Blumenwiese, wird nach den für den Film wichtigen Bienen gesucht. Wenn sie bereits bei den Bildern viel Phantasie reingesteckt haben, wird die akustische Ebene nochmal zu einem Aha-Erlebnis. Sie merken, dass das Gesamtergebnis durch ein gutes Geräusch schöner wird und man die Geschichte besser versteht. Bei den Rückmeldungen aus den Praxisprojekten unserer Teilnehmer, ist die Begeisterung für den Ton immer ein großes Thema.

Wie waren die Reaktionen der Eltern?

Die sind immer ganz begeistert, wenn sie den Film sehen. Sie merken, dass die Kinder mächtig stolz sind, weil die einen Film von vorn bis hinten produziert haben. Sie erkennen ihre Kinder in den Filmen ein Stück weit wieder, weil z. B. die Stimme vorkommt oder daran, wie das Kind bastelt. Im Abspann entdecken sie dann den Namen ihrer Kinder, wodurch sie sich selber mit dem Film identifizieren. Eltern sind immer überrascht, dass bereits schon kleine Kinder mit der entsprechenden Anleitung viel bewirken können. Die fragen nach der Filmvorführung meistens, wie sie das zu Hause selber machen können. Das ist besonders schön. Jeder hat ja mittlerweile eine Digicam zuhause. Eltern fragen auch nach der entsprechenden Software und wie das alles funktioniert. Der medienpädagogische Ansatz lautet ja auch, dass aktive Medienarbeit in den Alltag integriert wird. Deshalb geben wir unsere Materialien immer gerne weiter und beraten Interessierte. Die Präsentation der Filme in den Institutionen und im Netz liefern tolle Ansatzpunkte auf unser Projekt aufmerksam zu machen. Für unsere Institutionen ist es außerdem eine gute Möglichkeit sich zu präsentieren und mit den Eltern in Kontakt zu treten.

Schulungen für Trickfilm-Multiplikatoren

Wieviel handwerkliches Geschick braucht man und wieviel kostet es, um eine Trickbox zu basteln?

Diese Frage haben wir schon vielen Multiplikatoren und Interessierten beantwortet: In beiden Fällen wenig. Es gibt einige Möglichkeiten, günstig und einfach an eine eigene Box zu kommen. Bei unseren Schulungen zeigen wir verschiedene Ansätze, wie ein Trickfilmstudio zusammengestellt und gebaut werden kann. Hauptsache die Box, in der die Kamera platziert wird, ist gut ausgeleuchtet und vor Tageslicht geschützt. Man kann das mit verschiedenen Materialien konstruieren. Wir haben das z. B. mit Weichschaumplatten gemacht, die sich relativ einfach mit etwas Klebstoff und Klebeband sowie einem Cutter oder einer Schere bearbeiten lassen. Innerhalb von kurzer Zeit kann man so ein Ding bauen. Auch zusammen mit Kindern macht das sehr viel Spaß. So verstehen die dann besser, wie das Aufnahme-Setting funktioniert. Besonders kleine Kinder lernen bei einem 2D-Setting, wie Technik alles zusammenhängt. Auf unserer Homepage (www.kinomobil-bw.de/materialien) stellen wir kostenlos Bauanleitungen und Anregungen zur Verfügung. Außerdem beraten wir Interessierte gerne bei der Zusammenstellung eigener Trickfilm-Sets, um den Einstieg in die Trickfilmarbeit so einfach wie möglich zu gestalten.

Die Multiplikatoren, die ihr ausbildet: was sind das für Leute?

Bei unseren Teilnehmern handelt es sich um verschiedene Akteure aus Institutionen der außerschulischen Bildungsarbeit, die selbstständig mit Trickfilm arbeiten wollen. Das sind zum Beispiel Jugendreferenten, Schulsozialarbeiter und Bibliothekare, die bereits ein eigenständiges Programm für Kinder und Jugendliche anbieten und dieses um die Trickfilmarbeit erweitern möchten. Besonders interessant sind die verschiedenen Hintergründe der Teilnehmer. Wichtig ist, jeden entsprechend seiner technischen Vorerfahrung und der jeweiligen Projektidee abzuholen und gemeinsam die nach den Schulungen geplanten Praxisprojekte durchzuführen.

Was lernen die bei euch genau?

Die Multiplikatoren durchlaufen eine eintägige Schulung, bei der wir das Medium Trickfilm und dessen Einsatz in der medienpädagogischen Arbeit von verschiedenen Seiten beleuchten. Die Planung eines eigenen Angebots wird dabei anhand einer kleinen Trickfilmproduktion erlernt.
Dabei wird den Teilnehmern Schritt für Schritt der richtige Umgang mit der Technik erklärt. Von der Aufnahmesituation mit der Kamera über die Videoschnitt-Software bis hin zum Ton wird in alle Bereiche eingeführt und die Multiplikatoren arbeiten gruppenweise an eigenen Filmen. Dabei gibt es genügend Raum Fehler zu machen und Fragen zu stellen, die später nochmal im Plenum besprochen werden.
Anhand der Testproduktion werden die Rahmenbedingungen für die späteren Praxisprojekte erklärt, die die Projektteilnehmer absolvieren sollen. Diese Angebote werden mit unserer Unterstützung geplant und entsprechend den Anforderungen der jeweiligen Institutionen durchgeführt. Mit Hilfe der Förderung der Landesanstalt für Kommunikation ist es uns möglich, die Teilnehmer durch Technik, Personal und Logistik so zu unterstützen, dass beispielsweise ein Jugendtreff ein  Ferienangebot passend für seine Zielgruppe anbieten kann. Mit dieser Begleitung sollen die Multiplikatoren die nötige Sicherheit bekommen, um künftig selbstständig mit dem Medium Trickfilm arbeiten zu können und sich mit weiteren Angeboten in das Trickfilmnetzwerk zu integrieren.
Für die Bildung des Netzwerks ist uns die Beratung und Verknüpfung unserer Trickfilmer und an Trickfilm interessierten Akteuren sehr wichtig. Deshalb weisen wir bereits bei unseren Schulungen auf verschiedene Kooperationsmöglichkeiten vor Ort hin und regen entsprechende Projekte an.

Arbeitet ihr in den Workshops ausschließlich mit 2D-Technik?

Wir stellen die verschiedenen Genre und fast grenzenlosen Gestaltungsmöglichkeiten des Trickfilms vor und lassen den Teilnehmern dann die Freiheit, sich für eine Darstellungsart zu entscheiden. Filme in 2D haben den Vorteil, dass sich das Geschehen recht einfach mit der Kamera einfangen lässt und schnell Ergebnisse sichtbar werden. Viele Multiplikatoren stürzen sich sofort auf den Legetrick und bleiben auch bei ihren Praxisprojekten zunächst dabei. Man kann aber auch in Richtung Pixilation gehen, weil das schneller geht und auch für Jugendliche interessanter ist. Bei der Pixilation bewegen sich zwar die Menschen, der Effekt wird aber durch den Stop-Trick erzeugt. Man kann dann mit einem Stuhl durch ein Zimmer fahren, ohne vom Stuhl aufzustehen. Das ist für Kinder und Jugendliche toll, weil man nicht viel vorbereiten oder basteln muss. Und die sehen sich nachher selber als animierte Trick-Figuren. Dass unsere Multiplikatoren selbstständig mit den Genre spielen und auf eigene Faust probieren ist das Ziel unserer Projektarbeit.

Ein Netzwerk entsteht

Wieviel Prozent der Teilnehmer setzen das Gelernte in ihrer eignen Arbeit um?

Es hat sich gezeigt, dass es zwar ziemlich lange dauert, bis die meisten Multiplikatoren aktiv werden, mittlerweile sind es aber doch einige, die selbstständig Trickfilmarbeit betreiben. Das hängt mit den verschiedenen Hintergründen unserer Projektteilnehmer zusammen. Jede Institution hat ihr eigenes Programm, da fällt es zum Teil schwer, neue Angebote zu integrieren. Natürlich gibt es aber auch Trickfilmer, die mit der Zeit unsicher werden und sich davor scheuen, ein Praxisprojekt durchzuführen. Da ist es besonders wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, nachzuhaken und neue Anreize zu schaffen. Die Vernetzung mit anderen Akteuren oder die Betreuung neuer Zielgruppen wie etwa Flüchtlinge kann hier eine wichtige Rolle spielen. Inaktive Multiplikatoren gibt es aber natürlich trotzdem.
Wichtig ist uns, den Teilnehmern jederzeit die Chance zum Einstieg in das Netzwerk zu ermöglichen. Das geschieht auf der einen Seite über die Versorgung mit geeigneten Materialien zur Trickfilmarbeit, auf der anderen Seite über unsere Trickfilmlandkarte. Mit der Landkarte kann am besten sichtbar gemacht werden, wo sich in Baden-Württemberg Akteure der Trickfilmarbeit befinden und man Beratung und Unterstützung durch Technik erhält. Neben unserer Karte gibt es auch bereits ein paar Filmen auf Youtube.

Was habt ihr denn geplant, um die Teilnehmer noch mehr zu vernetzen?

Für die Netzwerkarbeit vor Ort sind regionale Netzwerktreffen geplant, die Raum geben für den Austausch über abgeschlossene und andere Projektideen und bei denen neue Kontakte geknüpft werden können. Eingeladen sind dazu alle unsere Multiplikatoren und an Trickfilm interessierte Akteure. Es wird außerdem einen Workshop zu einem vertiefenden Thema geben, bei dem die Trickfilmer neue Anreize mit in ihre aktive Arbeit nehmen können.

Um unsere Multiplikatoren weiter zu unterstützen, produzieren wir außerdem Tutorials, die im Print- und Videoformat auf unserer Homepage zur Verfügung gestellt werden sollen. Diese Materialien zu Themen wie „Tonaufnahmen und -bearbeitung“ und „Erzählformen“, helfen in der Praxis weiter zu kommen und schaffen neue Anreize für weitere Projekte.

Für die Vernetzung der Trickfilmschaffenden ist es uns wichtig, an den entsprechenden Punkten die richtige Hilfe anzubieten um einen leichten Einstieg in die Trickfilmarbeit zu ermöglichen. Außerdem wollen wir Kooperationsmöglichkeiten aufzeigen und unterstützen.

Die Osterei-Frage zum Schluss: welche Trickfilme muss man unbedingt gesehen haben?

Mein Lieblings-Animationsfilm ist Rango. Das ist ein animierter Kinofilm. Dann gibt es noch einen tollen Film von BLU, das ist ein Grafittikünstler. Der macht Pixilations mit Grafittis, die sich auf Hauswänden bewegen. Also eine Art Mix-Genre. Bei den Pixilations gefällt mir noch "Her morning elegance" von Oren Lavie und bei den 2D-Sachen gibt es noch so einen Super Mario aus Bügelperlen.